Archiv für den Monat April 2021

#alleszumgedichtmachen – ein Beispiel

Im Sommer 2020 habe ich ein Gedicht zu den damaligen Corona-Erfahrungen geschrieben. Der darin beleuchtete Begriff „neue Normalität“ ist inzwischen aus dem allgemeinen Sprachgebrauch weitgehend verschwunden. Ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen ist weiß ich nicht. Haben wir die Problematik des begriffs erkannt? Oder haben wir die „neue Normalität“ schon so verinnerlicht, dass sie nur noch „normalität“ und gar nicht mehr „neu“ ist? Das wird sich wohl erst zeigen, wenn die pandemische Situation vorbei ist …

Aber hier ist erst mal das Gedicht:

„Neue Normalität“

Neue Wörter erfüllen das Land
Vor Jahresfrist waren noch unbekannt
„Abstandsregeln“ und „Maskenpflicht“
Auch „Hygienekonzepte“ kannten wir nicht.
Doch dass es nicht nur um Begriffe geht
Zeigt der Begriff „neue Normalität“
Normal sei, so heißt es, mancher Verzicht
Berühren, Umarmen, sollen wir nicht

Doch:
Kann es normal sein, wenn Menschen sich auf dem Friedhof
Nicht mehr weinend in den Armen liegen dürfen?
Soll ich mich daran
Gewöhnen
Dass Alkoholkonsum zunimmt
Und häusliche Gewalt
Und die Einsamkeit der Alten im Heim?

Darauf kann ich mir
Und will ich mir
Keinen Reim machen

Denn all diese Dinge sind auf keinen Fall
Auch nicht als Neuheit – jemals normal
Ja, ich halte mich an das.
Was Gesundheit verspricht
Nur:
Daran gewöhnen
Werd‘ ich mich nicht!

                                                                                                              Wolfgang Richter 21. Juli 2020

#alleszumgedichtmachen #herzwiederaufmachen #liebefürimmer

Viele künstlerisch Tätige haben unter den Hashtag „allesdichtmachen“ #niewiederaufmachen und #lockdownfürimmer heftige Kritik an der Corona-Politik geübt und damit viele auch persönlich getroffen und verletzt, die sich um eine Eindämmung der Coronapandemie bemühen.

Meine Alternative, um die Corona-Situation, auch mit allen Schwierigkeiten und Frustrationen, mit Wut und Ärger, aber auch mit guten Erfahrungen und neuen Sichtweisen „künstlerisch zu verarbeiten“ – was nötig und sinnvoll ist – ist die Aktion #alleszumgedichtmachen.

Ich fordere dazu auf, poetische Texte, Gedanken, Gedichte, Aphorismen, die die eigenen Erfahrungen mit Corona – mit der Krankheit, mit den Einschränkungen, mit den Gefühlen und eignen Entwicklungen – unter diesen Hashtags zu posten:

#alleszumgedichtmachen

#herzwiederaufmachen

#liebefürimmer